Yoga ist ... ein Sport?
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Wenn wir Yoga, wie in der westlichen Welt oft üblich, als Sport betrachten, wäre er in dreierlei Hinsicht eine ganz
außer-gewöhnliche Sportart:
- Yoga ist Aufbau-, Präventions- und Rehasport zugleich, er wird ausschließlich FÜR den Körper ausgeübt.
Im Unterschied zu vielen anderen Sportarten, welche den Körper wie ein Werkzeug benutzen, um ein Ziel zu erreichen, etwa ein Tor
im Fußball oder einen Treffer im Karate, ganz ähnlich den angestrebten Leistungen im Rahmen unserer täglichen Arbeit.
- Yoga berücksichtigt, dass der Körper unsere Emotionen, Gedanken und Gedankenbilder beeinflusst und umgekehrt von ihnen
beeinflusst wird, dass eine tiefe und nachhaltige Wirkung die angemessene Kultivierung aller drei Bereiche erfordert.
- Yoga lädt uns ein, das Phänomen Leben tiefgründiger zu erfassen, ursächlicher und sinngebender zu gestalten,
den Weg zu bereiten für Zufriedenheit und Glück. Uns, also wir, also jener rätselhafte Wesenskern, jenes "Ich" oder
Bewusstsein, sei es nun gemäß westlicher Medizin ein Produkt des Gehirns oder nach Ansicht der indischen Veden eine
eigenständige, rein geistige Entität.
Während es möglich ist, westliche Gymnastik erfolgreich auszuüben, ohne dabei eine bestimmte geistige Haltung einzunehmen,
sind Haltung und Konzentration, verbunden mit der Entspannung, im Yoga und auch bei den Asanas unabdingbare Voraussetzungen.
Andre van Lysebeth, Yoga für Menschen von heute
So gesehen wäre die Bezeichnung "jahrtausendealte indische Weisheitslehre" dem Terminus "Sport" vorzuziehen.
Vieles wurde mittlerweile über Yoga geschrieben, als kleinster gemeinsamer Nenner kann man Yoga verstehen als Ausbildung zu einer
optimaleren Lebensgestaltung, gewissermaßen eine Gebrauchsanweisung für den Homo Sapiens. Eine Ausbildung, die sehr viel
Spaß und Lebensfreude bereitet.

1921 gründete
Boris Sacharow
in Berlin die erste deutsche Yoga-Schule
E.D.Y
die später in Bayreuth und dann von
Sigmund Feuerabendt
in Ingolstadt weitergeführt wurde und noch heute im Forsthaus bei Speichersdorf weitergeführt wird. Sacharow und sein französischer
Kollege Andre van Lsysbeth waren Schüler von
Sri Swami Sivananda
aus Rishikesh, einem Yogameister und Arzt mit klassischer westlicher Ausbildung.
Überlieferung, Entwicklung, Yogastile zum Anfang

Kann etwas, das schon vor möglicherweise fünftausend Jahren entwickelt wurde, heute überhaupt noch Gültigkeit besitzen?
Nun, für eine "Gebrauchs-Anweisung zum Homo Sapiens" bedarf es keiner modernen Technik, keiner Rechner und erst recht keiner
Künstlichen Intelligenz. Es braucht Introspektion, die achtsame Wahrnehmung der eigenen Person, einen klaren Geist, folgerichtig denkend
sowie Zusammengehöriges und Unterschiedliches trennend, und eine beachtliche Lebenserfahrung. All das war schon vor Tausenden von Jahren
leistbar und wurde ganz offensichtlich von den indischen Rishis auch geleistet.
Natürlich können manche Zusammenhänge dank moderner Technik und Analyseverfahren heute im Detail oft besser erklärt und
verstanden werden. Und natürlich sollte eine solche Ausbildung immer in zeitgemäßer und angemessener Form vermittelt werden,
dem Zeitgeist folgend "nachjustiert" werden. Das aber macht ein ausreichendes Gesamtverständnis wünschenswert, ansonsten
fallen trotz bester Absichten in ihrer Bedeutung nicht erkannte Bausteine und Teile der Lehre dem vermeintlichen Fortschritt zum Opfer:
Wiederum degenerierte die Lehre des Yogas, zuerst nach und nach und dann rapide, in den Jahrhunderten die folgten ... Um die eingetretenen
Missverständnisse und falschen Auffassungen richtigzustellen, und um die ursprüngliche, innere Bedeutung von Svatmaramas und
Lakulishas Lehre zu enthüllen ...
Yogacharya Kripalvananda, Hathayoga Pradipika
Ein Beispiel dazu aus unserer eigenen Gegenwart: In den letzten Jahren wurden sanftere Formen des Yoga immer beliebter. Angemessen bei
temporären Einschränkungen, oft angemessen im Bereich der Yogatherapie, angemessen als Einstieg oder gegen Ende einer Yogastunde.
Bleibt es aber dabei, versäumen wir, dringend notwendige Trainingsreize zu setzen.
Das Prinzip des Trainingsreizes entstammt der Sportmedizin. Es beschreibt die Notwendigkeit, dass ein Belastungsreiz innerhalb eines
Trainings eine bestimmte Reizschwelle überschreiten muss, um einen Leistungszuwachs zu erreichen. Ein solcher überschwelliger Reiz
löst eine positive Anpassung aus, er wird als optimaler Reiz angesehen. Dabei bitte Vorsicht, denn ein ZU starker überschwelliger
Reiz kann das System beschädigen und zu negativen Anpassungen führen.

Ist der Trainingsreiz jedoch angemessen, achtsam überschwellig und doch ausreichend stark, kommt es zur Superkompensation. Das Prinzip der
Superkompensation besagt, dass der Körper nach einer Trainingsbelastung nicht nur versucht, das Niveau der erbrachten Leistung
wiederherzustellen, sondern nach einer Erholungsphase seine Bereitschaft zur Leistungsfähigkeit über das Niveau der erbrachten
Leistung hinaus zu steigern, um auf künftige Belastungen besser vorbereitet zu sein.
- Muskeln setzen unter Belastung Myokine frei, hormonähnliche Botenstoffe, für die Regeneration des Körpers wahre "Gesundheitsbringer".
Vorausgesetzt, die Muskulatur wird angemessen belastet, vorausgesetzt die Trainingsreize sind überschwellig.
- Yoga-Asanas leiten Kräfte und Energien in den Körper und aktivieren die endokrinen Drüsen, ebenfalls ein regenerativer und verjüngender
Effekt. Vorausgesetzt, sie werden aktiviert, vorausgesetzt, die Trainingsreize sind überschwellig.
- Chronische Verspannungen bewirken Muskelverkürzungen, überbelasten so die Gelenke und begünstigen Arthrosen. Es genügt daher nicht,
sie lediglich zu entspannen, vielmehr müssen sie wieder gedehnt werden. Dehnung gelingt aber nur mit überschwelligen Trainingsreizen!
Soll der Yoga sein wahres Potential entfalten, darf es nicht dabei bleiben, sich nur genussvoll Wellness-Erlebnissen hinzugeben, vielmehr
müssen die Übenden auch ursächlich werden, auf körperlicher und noch mehr auf geistig-seelischer Ebene. Das erfordert
natürlich eine möglichst individuelle Zu- und Anwendung, den Übenden jeweils dort "abzuholen, wo er gerade steht",
Yoga wurde ursprünglich nur im Einzelunterricht erteilt.
Neue Lehrpersonen huldigen anfangs gerne einem bestimmten Yoga-Stil, erfahrene hingegen bedienen sich später je nach Klientel und nach
Bedarf aus einem großen Repertoire. Ganz wie schon Feldenkrais sinngemäß sagte: Wenn dein Körper einen Bewegungsablauf
(noch) nicht bewältigen kann, dann biete ihm einen an, den nachzuvollziehen er imstande ist und an dem er wachsen kann. Zum Wachsen
aber braucht er etwas, woran er wachsen kann, eine Herausforderung, einen Anlass, einen angemessen starken Trainingsreiz. Fordernd, aber
nicht überfordernd! Akrobatik mag, wenn die physische Eignung dazu gegeben ist, zu einem durchaus beeindruckenden Teil des Yoga werden,
ist aber grundlegend nur von marginalem Charakter.
Epigenetik zum Anfang
In den USA weisen herausragende Vertreter der neurobiologischen Spitzenforschung wie der Nobelpreisträger Eric Kandel darauf hin ...
alles was wir geistig tun, seelisch fühlen und in Beziehungen gestalten, seinen Niederschlag in körperlichen Strukturen findet ...
Prof. Dr. Joachim Bauer, Das Gedächtnis des Körpers

Niederschlag in körperlichen Strukturen? Wie "tief" kann das gehen? Im Verlauf des Human Genom Projekts, der
Entschlüsselung des menschlichen Erbgutes, wurde unter anderem herausgefunden, dass der Besitz eines bestimmten Gens allein noch keine
Garantie für dessen aktives Wirken in der Zelle ist, ein Gen kann vielmehr aktiviert und deaktiviert, also quasi ein- und ausgeschaltet
werden. Der Begriff Gen-Aktivität oder Epigenetik wurde für diese neue Erkenntnis geprägt.
Die Regulation der Genaktivität unterliegt in hohem Maße situativen Einflüssen und wird überwiegend nicht vererbt, in
jüngerer Zeit wurde entdeckt, dass individuelle Erfahrungen im Organismus Reaktionsmuster ausbilden können, die einen Einfluss auf
die Regulation der Genaktivität in zukünftigen Situationen haben. Es wurde experimentell gezeigt, dass bestimmte genetische
Reaktionsmuster durch Erlebnisse und Erfahrungen "eingestellt" werden können.
Im Rahmen einer Prostata-Krebs-Pilotstudie der University of California, bekamen dreißig erkrankte Männer eine Art Kombinationstherapie
verschrieben: täglicher Spaziergang, eine Stunde Yoga und vegetarisches Essen. Nach drei Monaten wurde aus der Vorsteherdrüse der Männer
Gewebe entnommen und deren Genaktivierungsmuster mit älteren Proben verglichen. Fazit: Viele Gene waren stumm geschaltet, die vor der Kur
aktiv waren - einige davon Krebs-Gene". Yoga trägt offenbar zum An- und Ausschalten von Erbanlagen bei.
GEO 06/2013 University of California, Prostata-Krebs-Pilotstudie
Surya Namaskar und Rishikesh-Reihe zum Anfang
Wir wollen abschließend zwei Übungsfolgen erwähnen, welche gewissermaßen als "Pauschalangebot" einen
großen Bereich an Körperarbeit abdecken, der Sonnengruß und die Rishikesh-Reihe. Wie aber voranstehend aufgeführt
und begründet, wäre auch hier je nach Klientel und Situation eine "individuelle Nachjustierung" wünschenswert.
Surya Namaskar, der Sonnengruß, eine in der Regel zügig praktizierte Abfolge von Körperhaltungen, entspricht der
Aufwärmphase im Sport und kann je nach Tempo in ein leichtes Kardiotraining übergehen:

Surya Namaskar
Anmerkung: Während der Sonnengruß sich bevorzugt Vor- und Rückwärtsbewegungen widmet, bevorzugt der mittlerweile
beliebt gewordene Mondgruß, Chandra Namaskar, auch Seitwärtsbeugen und Drehbewegungen.
Yoga-Asanas selbst sind Körperstellungen, die über kürzere oder auch längere Zeit einzunehmen sind und Kraft, Dehnung,
Körperkontrolle und Konzentration erfordern sowie natürlich dazu ausbilden.
Asanas der Rishikesh-Reihe nach Andre van Lysebeth
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Literatur-Empfehlung
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Sie möchten gerne mehr erfahren? Nachfolgend ein Auszug unserer Literaturempfehlung zu Yoga, Meditation und Entspannung:
Yoga:
Andre van Lysebeth, Yoga, Mosaik, München 1990
Retep Lhok Brenner, Eva - die Bewusstwerdung des Bewusstseins, Books on Demand, Norderstedt 2023
Alice Christensen, Yoga des Herzens, O.W.Barth, München 1998
Hubert Wurz, Das Sonnengebet, Herder, Freiburg 2001
Inge Schöps, Yoga, Parragon, Indonesia 2010
Miriam Austin, Yoga für Schlappschwänze, Mosaik, München 2000
Paramahansa Yogananda, Autobiographie eines Yogi, Self-Realization Fellowship, Los Angeles1998
Ray Long, Yoga Anatomie 3D, Band 1+2, riva, München 2005
Sukadev Bretz, Yoga-Vidya Asana-Buch, Yoga Vidya, Horn Nad Meinberg, 2004
Swami Sivananda Radha, Geheimnis Hatha Yoga, Bauer, Freiburg 1998
Yoga im Licht der Wissesnschaft (ein PDF-Download)
Entspannung:
B.Bernstein, T.Borkovec, Handbuch der Progressiven Muskelentspannung, Pfeiffer, München 1966
C.Löhmer, R.Standhardt, Einübung in die Progressive Muskelentspannung, Klett-Cotta, Stuttgart, 2008
Edmund Jacobsen, Progressive Relaxation in Theorie und Praxis, Klett-Cotta, Stuttgart, 2006
Meditation:
Gesund durch Meditation, Jon Kabat-Zinn, O.W.Barth, München 2013
Retep Lhok Brenner, Rettet die Meditation, Books on Demand, Norderstedt 2018
Dalai Lama, Mit weitem Herzen, Knaur, München 2005
Dale Carnegie, Sorge dich nicht, lebe, Knaur, München 2001
Petra Samarah, Fantasie- und Körperreisen, Affenkönig, Neukirchen-Vluyn 2008
Robert Betz, Willst du normal sein oder glücklich, Heyne, München 2011
Sri Chinmoy, Veden, Upanishaden, Bhagavadgita, Diederichs Gelbe Reihe, München 1994
Swami Sivananda, Concentration and Meditation, Divine Life Society, Shivanandanagar 2001
Medizin:
Liebscher-Bracht, Schmerzfrei und beweglich bis ins hohe Alter, Mosaik, München 2022
Bernd Bachmeier, Fasten und Yoga, Aurum, Braunschweig 1997
Bruce H.Lipton, Intelligente Zellen, Koha, Burgrain, 2006
Joachim Bauer, Gedächtnis des Körpers, Eichborn, Frankfurt 2002
Ludwig Petzi, Heilfasten, Meditation, Entspannung, Midena, Augsburg 1997
Rüdiger Dahlke, Krankheit als Sprache der Seele, Mosaik, München 1999
Thomas Schäfer, Wenn der Körper Signale gibt, Weltbild, Augsburg, 2009